Adoption in Belgien: Marc, Sonja, Jann und Laura - eine ganz normale Familie?

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Adoptivmutter Sonja berichtet von den Erfahrungen ihrer inzwischen vier-köpfigen Adoptivfamilie: Als gut fünf Jahre nach unserer Hochzeit noch immer keine Kinder da waren, waren wir ziemlich frustriert. Irgendwann stellten wir uns die Frage, ob es denn leibliche Kinder sein müssten? Nein, wir wollten einfach nur Familie leben.

Wir nahmen Kontakt mit dem Dienst für Adoption in der Deutschsprachigen Gemeinschaft auf und wurden über alle Möglichkeiten der Adoption aufgeklärt. Schnell stand fest, dass wir innerhalb Belgiens adoptien wollten, wo wir mit den Gesetzen und den Sprachen halbwegs vertraut sind.

Das Vorbereitungsseminar

Im Oktober 2006 besuchten wir den Vorbereitungskurs. Es hat uns sehr gut getan, Kontakt mit Paaren zu haben, die in einer ähnlichen Situation waren wie wir.

Plötzlich waren da noch andere, mit denen man offen und ohne Hemmungen über seine Ängste, Sorgen und Gedanken reden konnte und die sie verstehen und nachempfinden konnten. Mit manchen Paaren haben wir heute noch Kontakt.

Was, wenn wir für nicht gut genug befunden würden?

Im Januar 2007 begannen wir die Gespräche beim Adoptionsvermittlungsdienst der ONE (Office de la Naissance et de l'Enfance) in Brüssel. Anfangs waren wir ziemlich angespannt, wenn wir zu den Treffen fuhren.

Wir fühlten uns, wie in einer Prüfungssituation. Was war, wenn wir etwas „Falsches“ sagten? Was, wenn man uns kein Kind anvertrauen würde? Durften wir dann keine Familie sein? Mit jedem Treffen löste sich die Anspannung etwas und am Ende haben wir uns recht wohl bei den Treffen gefühlt.

Juni 2007: Endlich auf der Warteliste!

Die Warterei war für uns wohl das Schwierigste an der ganzen Adoption. Es gab Tage, da war es ganz o.k. Wir nahmen uns Sachen vor, die wir wohl mit Kind nicht mehr so einfach machen konnten.

Und es gab die anderen Tage. Die Tage, an denen wir diese Ungewissheit fast nicht mehr aushielten. An denen wir glaubten, jetzt müsste das Telefon doch endlich klingeln; die Tage, an denen wir glaubten, man habe uns „vergessen“.

9. September 2008: ein Satz, den ich wohl niemals vergessen werde

„Wir haben ein Kind für Sie“ - diesen Satz am Telefon werde ich wohl niemals vergessen! Es war ein kleiner Junge, er war zwei Monate alt und gesund! In den nächsten Tagen folgten noch ein Notartermin und ein weiteres Treffen und am 18. September 2008 (neun Tage nach dem Anruf) fuhren wir zum ersten Mal zum Kinderheim.

Als die Sozialassistentin mit dem kleinen Mann im Arm auf uns zukam, war es sofort unserer! Da war überhaupt kein Zweifel! Jann war unser Sohn. Wir bekamen gezeigt, wie wir ihn waschen, wickeln, schlafen legen, etc ... sollten und wir hatten ganz viel Zeit, uns kennenzulernen.

Am 20. September 2008 war es dann soweit. Wir fuhren mit unserem Sohn nach Hause! Knapp zwei Jahre nach dem Vorbereitungsseminar.

Dieses wunderbare Erlebnis durften wir noch ein zweites Mal erleben. Am 3. Februar 2011 kam Laura zu uns. Sie war drei Monate alt und machte unsere Familie erst komplett.