Eltern und Kinder – Betroffene der Ausgangssperre

Durchdrehen vermeiden Teil 1: Emotionen und Kommunikation

Als Erwachsene müssen wir jetzt unsere Gefühle verstehen und unserem Kind erklären. Dem Kind auch eigenen Raum für Gespräche zu geben, ist doppelt wichtig: Es wird in eine Realität einbezogen, die es direkt betrifft. Und es kann selbst aktiv werden.

Das gemeinsame Leben unter einem Dach stellt bereits im alltäglichen Leben eine Herausforderung dar. Doch plötzlich befinden wir uns im Stillstand und sind physisch von der Außenwelt abgeschnitten.

Es ist schwierig, in dieser kleinen geschlossenen Blase zu leben, die uns zwingt, 24 Stunden am Tag die gleichen Räume mit unserer Familie zu teilen. Normalerweise wollen wir alle, Eltern und Kinder,

  • immer mal wieder raus
  • etwas Abstand und Abwechslung: zur Schule gehen, zur Arbeit, zum Sport, ins Restaurant mit Freunden, zum Spielplatz...

Doch das ist derzeit nicht möglich.

In der derzeitigen Krise strömen Tag für Tag und Stunde um Stunde Informationen auf uns ein. Um Nachrichten von Angehörigen zu erhalten, um unsere Lieben zu beruhigen, reden wir Erwachsenen miteinander, direkt oder über die Bildschirme - und unsere Kinder hören oft mit.

Die Menge an beängstigenden Informationen und die nervliche Belastung der Eltern können die Kinder überfordern. Die Schulen sind geschlossen, man soll sich nicht umarmen, die Großeltern dürfen nicht besucht werden, jetzt wo wir sie doch beschützen möchten. All das belastet und erschüttert den doch sonst so geregelten und behüteten Alltag unserer Kinder.

Als Erwachsener mit den eigenen Emotionen umgehen

Es ist in einer solchen Situation wichtig, dass wir als Erwachsene unsere Gefühle und unsere Ängste verstehen. Und wir müssen sie unseren Kindern erklären können.

Tun wir das nicht, glauben die Kinder, dass wir Erwachsene keine Gefühle haben dürfen und sie versuchen ebenfalls hart und gefühlslos zu werden. Doch das wiederum würde sie von dem entfernen, was unserer Menschlichkeit zu eigen ist – Gefühle.

Gleichzeitig überfordern und verunsichern uns die derzeitige Realität, die Tragweite der Maßnahmen und die Machtlosigkeit, in der wir uns befinden. Wir laufen Gefahr, dass unsere Worte, Haltungen und Taten allein von Emotionen gesteuert werden. Auch das verunsichert die Kinder, die derzeit 24 Stunden am Tag an unserer Seite sind. Auch ihnen wird dann angst und bange.

Wir sollten deshalb versuchen, sensibel zu bleiben und den Informationsfluss von Zeit zu Zeit zu unterbrechen. Das kann uns davor schützen, dass wir und die Kinder überfordert werden.

Mit Kindern über die Krise reden

Die Angst der Erwachsenen, der übermäßige Informationsfluss ..., all dies berührt die Kinder, die mit uns in dieser derzeitigen emotionalen und realen Situation leben. Sie sind auf ihre Weise verunsichert, von den neuen Lebensbedingungen und den Vorsichtsmaßnahmen, die sich angesichts einer Gefahr vervielfachen, die aber so für sie gar nicht erkennbar ist. Es ist wichtig, mit dem Kind zu reden, in einer dem Alter angepassten Sprache, damit es die Situation verstehen kann, die es als bedrohlich empfindet.

Dem Kind einen eigenen Raum für die Gespräche zu geben ist aus zweifacher Sicht wichtig:

  • Das Kind wird in eine Realität einbezogen, die es direkt betrifft.
  • Das Kind hat die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden.

Ohne dies riskiert das Kind, sich als zu klein und nicht klug genug zu fühlen, um die Welt, in der es aufwächst, zu verstehen.

Kindern helfen, selbst aktiv zu bleiben

Sich an das Kind zu richten, unter Berücksichtigung seines Alters, eröffnet ihm einen Raum, in dem es sich ausdrücken kann. Worte auf das Erlebte zu setzen, Fragen zu stellen, Ängste auszudrücken und sich der Situation anzupassen, das hilft dem Kind dabei, sich sicherer und verstanden zu fühlen.

Es könnte sich spielend, malend oder auch über die Sprache ausdrücken und die Dinge einmal durchdenken. Es wird so ermutigt, kreativ zu werden, um zum Beispiel den Kontakt zu seinen Freunden aufrechtzuerhalten, eine Zeichnung an seine Großeltern zu schicken, ... die aktuellen Vorsichtsmaßnahmen zu verstehen. Mit den Freunden und der Familie in Verbindung treten zu können, auch durch Nutzung der neuen Technologien, wird ihm Halt geben.

Als Eltern müssen wir nicht auf alle Fragen eine Antwort haben, die Hauptsache ist, dass wir die Frage des Kindes zuzulassen. Das wird dazu beitragen, sein Selbstvertrauen und sein Einfühlungsvermögen zu stärken. Zu erklären, dass die Ausgangssperre beschlossen wurde, um jeden einzelnen zu schützen, ist ein guter Ausgangspunkt.

Sie haben Fragen oder brauchen ein offenes Ohr?

Anlaufstellen sind:

  • Jugendhilfe – für Fragen von Kindern, Jugendlichen und Eltern zum Familienalltag
  • Beratungs- und Therapiezentrum – für Fragen zu Traumata und seelischen Problemen
  • Kaleido – für gesundheitliche Fragen zu Schwangerschaft, Kindern und Jugendlichen und deren gesunden Entwicklung
  • Telefonhilfe 108 - für Momente, wo man bedrückt oder belastet ist, sich alleine und einsam fühlen, ein offenes Ohr sucht oder einfach mal quatschen will