Eltern und Kinder – Betroffene der Ausgangssperre

Durchdrehen vermeiden Teil 2: Solidarität und Rituale

Beziehungen trotz der Distanz aufrechtzuerhalten, ist grundlegend für die ganze Familie. Zusätzlich sind alte und neue Rituale feste Bezugspunkte für Kinder, aber auch für Erwachsene. Das Ganze hält die Familie zusammen und gibt Kraft.

Die Solidarität und das Einfühlungsvermögen unterstützen

  • Freunde nicht umarmen, denen man beim Spazierengehen begegnet.
  • Distanz halten
  • keinen direkten Kontakt mit den Großeltern

All das muss erklärt werden. Wir können dem Kind die Bedeutung von Solidarität und gegenseitiger Hilfe erklären und - wir sollten es ihm vorleben.

Zögern wir also nicht, das Kind und seine Ideen einzubeziehen, um bestehende Beziehungen und Bindungen aufrechtzuerhalten trotz der Distanz. Das kann sicherlich zu Überraschungen führen und dem Kind Raum geben, sich als Bürger zu erleben. Für das Kind ist es eine Gelegenheit, die Kontinuität der Bindungen auch in der physischen Distanz zu erfahren.

Aufrechterhalten der Rituale

In diesem angsteinflößenden Kontext sind Bezugspunkte für Kinder aber auch für Erwachsene wichtig, allerdings in unterschiedlichem Maße. Den Lebensrhythmus beizubehalten, ermöglicht es, die Bedürfnisse des Kindes entsprechend seiner Entwicklung zu berücksichtigen und ihm Sicherheit angesichts einer Situation zu geben, die sein tägliches Leben durcheinanderbringt:

  • der Rhythmus der Mahlzeiten (am Tisch bei ausgeschalteten Bildschirmen essen)
  • das Einhalten von Schlafzeiten und Schlafritualen

Dies gibt auch den Eltern die Möglichkeit, etwas Zeit für sich selbst zu haben, was wichtig ist, um diese Ausnahmesituation zu überstehen.

Es können auch neue Rituale eingeführt werden wie beispielsweise den Tag mit einer kleinen Besprechung zu beginnen, um Aktivitäten und Zeiten zu planen:

  • Zeit für schulische Aufgaben
  • Zeit fürs Homeoffice
  • gemeinsame und freie Spielzeit
  • Erholungszeit
  • Zeit für die Erwachsenen

Die Bedürfnisse des Kindes, sein Rhythmus, sein Verständnis für die Ereignisse sind nicht die des Erwachsenen. Wir sollten aufmerksam bleiben, dem Kind Raum geben für seine Fragen, ohne vorzugreifen, und darauf achten, was es uns in seinen Worten, seinem Schweigen, seinen Fragen ausdrücken möchte...

Von Emotionen zu Anhaltspunkten

Wenn es zu schlimmen Ereignissen, Katastrophen, Gewalt, Unfällen kommt, teilen die Kinder die Emotionen der Erwachsenen und sie entdecken neue Rituale, wie beispielsweise die morgendliche Tagesplanung, das gemeinsame Kochen und Essen, das Turnen nach dem Frühstück, das abendliche Aufstellen einer Kerze vor dem Fenster. Diese Rituale halten die Familie zusammen und geben Kraft, die Herausforderungen, denen die Familien, die Freunde, die Nachbarschaft, das ganze Land ausgesetzt sind, gemeinsam zu überstehen.

Aber die Kinder sind auch Mitgestalter. So können sie beispielsweise um 20 Uhr auf den Balkonen applaudieren und ihre Unterstützung für das Gesundheitspersonal zeigen. Sie können Laternen basteln, die dann abends mit einer Kerze vor dem Fenster leuchten. Dies sind Gesten warmer Menschlichkeit, die uns das Gefühl geben, verbunden und weniger hilflos in dieser Situation zu sein.

Die Möglichkeit anhand der verschiedenen neuen Technologien mit Freunden in Verbindung zu bleiben, ist auch ein Anhaltspunkt für das Kind. Planen sie die Tage und bieten sie Abwechslung an vor allem für die Kleinen: freies Spielen, kleine Spaziergänge, eine Geschichte hören, Bildschirmzeit... hierdurch lässt sich der Ablauf eines Tages gut voraussehen.

Bei alle diesen Dingen ist es wichtig, dass das Kind das Gefühl hat, dass es sich auf die Erwachsenen verlassen kann und mit ihnen reden kann. Auch wenn wir die Situation, die zu so viel Angst, Trauer und Empörung führt, nicht immer verstehen, so liegt es doch in unserer Verantwortung, uns um das Kind zu kümmern und alles zu tun, um ihm weitest möglich ein ausgeglichenes Leben zu ermöglichen.

Sie haben Fragen oder brauchen ein offenes Ohr?

Anlaufstellen sind:

  • Jugendhilfe – für Fragen von Kindern, Jugendlichen und Eltern zum Familienalltag
  • Beratungs- und Therapiezentrum – für Fragen zu Traumata und seelischen Problemen
  • Kaleido – für gesundheitliche Fragen zu Schwangerschaft, Kindern und Jugendlichen und deren gesunden Entwicklung
  • Telefonhilfe 108 - für Momente, wo man bedrückt oder belastet ist, sich alleine und einsam fühlen, ein offenes Ohr sucht oder einfach mal quatschen will